Die Lüneburg-Hamburg-Verbindung — Geschäftsgeschichte
von Carlo Eggeling am 21.08.2024Die Überschrift knallt, das ist wichtig -- für beide Seiten: "Wie verkauft man einen Puff?", titelt die "Zeit" vor ein paar Wochen. Dem renommierten Wochenblatt steht ein bisschen Verruchtes gut, und dem Lüneburger Makler Patrick Sawert schafft die "Zeit" mit einer Auflage von gut 600 000 Exemplaren und millionenhaftem Zugriff auf den online-Seiten eine riesige Bühne. Den Auftrag haben Sawert und seine Kollegen bei Hansestadt Immobilien zwar nicht mehr, doch zwei Häuser am Eingang zur wohl berühmtesten Bordellmeile der Welt, der Herbertstraße auf St. Pauli, zu verkaufen, hat den Lüneburgern eine Menge Aufmerksamkeit gebracht -- viele haben berichtet, auch Lüneburg aktuell. Viele Anfragen habe er aber auch abgelehnt, sagt Sawert.
Seit fünf Jahren führt er das Unternehmen mit Jonah Rebstock, gerade haben sie Geburtstag gefeiert. Auf der Terrasse des edlen Hotels Wyndberg gab es Hors d’œuvre und coole Drinks -- die Makler- und Bauträgerbranche war gut vertreten. Es wirkte wie: angekommen. Und wie: Wir haben noch einiges vor.
Der 31-Jährige will gemeinsam mit seinem Partner Rebstock weiterkommen. Entscheidend sei die Qualität sagt er. Häuser und Wohnungen zu verkaufen, habe erstens eine Menge mit Präsentation zu tun, zweitens mit Ehrlichkeit und Realismus. Erstens: Stimmungsvolle Fotografien und Beschreibungen der Objekte machen ein Exposé aus. Zweitens: "Wir lehnen Immobilien ab, wenn der Preis nicht angemessen ist oder wenn Leute sich ein Haus nicht leisten können. Sonst scheitert das Ganze spätestens bei der Bank." Die Bank bewerte die Immobilien für die Finanzierungmund akzeptiere keine überzogenen Kaufpreise. Statt Wunsch Realismus.
Es kommt etwas drittes hinzu: ein Gespür für Kunden. Sawert sagt es so, er würde auch Termine am Wochenende machen, selbstverständlich, aber nicht für "Besichtigungstouristen". Es brauche einen Filter.
Der Anfang sei bescheiden gewesen, doch er zeigt die Begeisterung und den Willen, die Sawert ausstrahlt. "Wir sind zu zweit mit Flyern durch Wohngebiete gezogen und haben sie in Briefkästen geworfen, haben selber die Fotos gemacht, eine Homepage aufgebaut." Heute beschäftige das Unternehmen neun Mitarbeiter, darunter Auszubildende. Der Schwerpunkt liege auf Wohnimmobilien: "Wir haben 70 Objekte im Vertrieb." In den Kreisen Lüneburg und Harburg sowie in Hamburg.
Sawert und sein Kompagnon Rebstock sind den nächsten Schritt gegangen. Eher gesprungen. Anfang des Jahres haben sie in der Hamburger Hafencity ein Büro eröffnet, einen Steinwurf von der Elphi entfernt. Das ist ziemlich groß. Sawert sagt, es rechne sich, weil er und seine Kollegen eh schon in der Metropole aktiv seien, Immobilien von Blankenese bis Billstedt, also von schnieke bis einfach, im Angebot hätten. Zudem würden manche Hamburger von der Elbe an die Ilmenau ziehen wollen -- doppelte Betreuung.
Das etwas abgenutzte Wort netzwerken passt ganz gut: In Lüneburg sind Sawert und sein Team gut vernetzt, Hamburg mittendrin. Was sonst?
Der Immobilienmarkt hat zu kämpfen. Hohe Zinsen, hohe Baukosten. Sawert sagt trotzdem: "Für mich ist die Branche krisenunabhängig." Denn es werde immer Bewegung geben aus ganz menschlichen Gründen: Jemand möchte sich vergrößern oder verkleinern, Beziehungen gehen auseinander, jemand stirbt. Eins ist sicher: "Der Drang nach Eigentum bleibt."
Der Ehrgeiz auch. Sawert und sein Partner haben noch einiges vor. Mal sehen, wo und wann wir davon lesen. Carlo Eggeling
Das Foto zeigt Jonah Rebstock und Patrick Sawert vor ihrem Hamburger Büro nahe der Elphi
Dazu als Zitat ein Screenshot von Zeit online.
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